Beauty

Sagmeister und Walsh im Museum für angewandte Kunst in Frankfurt.

WHAT WE ART | Zwischen dem 11. Mai – 15. September zeigen die New Yorker Grafikdesigner, Stefan Sagmeister und Jessica Walsh, ihre Arbeiten zum Thema BEAUTY im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt. Das habe ich mir genauer angeschaut….





Laut Ausstellungstext werden Themen aufgegriffen, z. B.  „Was ist Schönheit?“ und zentrale Merkmale der Geschichte der Schönheit aufgezeigt. Neben diesen Themen ist man zudem dazu eingeladen „Schönheit“ interaktiv zu erleben. 

Der Begriff „Schönheit“ wurde mir zu Beginn meines Studiums der Kunstgeschichte und der Kunstpädagogik relativ schnell von meinen Professoren ausgetrieben. Das Wort „schön“ habe keinen Platz in Zusammenhang mit Kunsterfahrung. Ein guter Grund um die Ausstellung zu besuchen und sich ein neues Bild des Begriffes „Schönheit“ zu formen. Schöne Werke, so Walsh und Sagmeister, machen nicht nur Freude, sondern funktionieren auch viel besser. Schönheit, die zum Beispiel durch individuell gestaltete architektonische Bauelemente, durch einen Geruch oder durch Symmetrien und Farben zum Ausdruck gebracht werden sind zentrale Themen der Ausstellung. Fortlaufend wird man mit historischen Informationen versorgt, die dabei helfen die Ausstellung zu verstehen und tatsächlich für Aha- Effekte sorgen. 

Eine Arbeit, die gleich zu Beginn der Ausstellung gezeigt wird ist die Arbeit „One Hundred and Forty For“ von Nils Völker. Es handelt sich um 144 weiße Plastiktüten, die sich nach und nach langsam aufblasen und ihre Luft langsam wieder entweichen lassen. Die Mixed Media Installation fühlt sich an, als würde man selbst ein- und ausatmen. Je länger ich vor ihr verweilte, desto mehr passte ich meine Atmung an die der Plastiktüten an. Die organischen Bewegungen verändern ihre Form, je nachdem von welcher Seite man die Installation betrachtet. 

Die aktive Teilnahme an der Ausstellung wird durch eine zu Beginn der Ausstellung ausgeteilte Palette mit Zwei Euro großen Märkchen verstärkt, die man an verschiedenen Stationen einwerfen kann. Der Besucher hat die Möglichkeit 5 unterschiedliche Fragen durch eine reine subjektive Reaktion zu beantworten.  Dies gestaltet sich durch 5 Module. Auf der Vorderseite des Moduls wird dem Betrachter eine Frage gestellt, die er durch das Einwerfen eines Märkchens beantworten kann.   
Hier ein Beispiel: 
Bei einer der 5 Stationen geht es um Farben. Auf der Vorderseite des Moduls sind verschiedene Farben abgebildet. Man bekommt nun die Frage gestellt welches die Farbe sei, die einem am besten gefällt. Nachdem man das Märkchen in den zutreffenden Schlitz geworfen hat, kann man sich auf der Rückseite vergewissern, welche die allgemeine Lieblingsfarbe ist. Durchsichtige Trichter fangen die Märkchen auf und geben durch die Höhe der Befüllung eine Aussage auch darüber, welche Farbe die unbeliebteste ist. Diesem System bediente sich Sagmeister auch in seiner Ausstellung „Happy“ die 2016 im MaK gezeigt wurde. 

Schönheit ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts negativ belastet. Zahlreiche Architekt*innen und Designer*innen verbissen sich in eine „psychotische Gleichförmigkeit“. Der Architekt und Designer LE CORBUSIER wollte damals eine bedeutende Gegend von Paris abreißen und durch seine bekannten Hochhäuser ersetzen. Wohn- und Arbeitsviertel sollten durch eine mehrspurige Schnellstraße getrennt werden. Für die Dynamik einer Stadt wäre dieses Konzept vernichtend gewesen, da die Wohnviertel tagsüber ausgestorben gewesen wären und das Arbeitsviertel in der Nacht komplett leer gestanden hätte. 
Ein ganz anderer Ansatz kommt von Edi Rama (Bürgermeister von Triana, Hauptsadt von Albanien) , der es durch farbige Fassandengestaltung schaffte, die Kriminalitätsrate verschiedener Viertel zu verringern. 

Mein Highlight der Ausstellung ist der Color Room, ein schlicht eingerichtetes Wohnzimmer, welches im gleichfließenden Rhythmus  durch eine Natriumdampfleuchte seine Farbe wechselt. 

Beim Verlassen der Ausstellung war ich ganz berauscht von den vielen Eindrücken und den Erlebnissen meines zwei stündigen Aufenthalts. Das Zeichnen meiner eigenen virtuellen Realität, das Fühlen von Materialien und das Riechen besonderer Kompositionen oder das Verweilen im Color Room. Die Ausstellung zeigt zudem interessante geschichtliche Aspekte. Ich wollte sofort nochmal rein. Also nichts wie los…. 

edited by Sonja Pitterling